Das Stellwerk des Hademarscher Bahnhofs mit dem Modell der neuen Grünentaler Hochbrücke im Hintergrund

Im alten Güterschuppen, den Betriebsräumen und dem ehemaligen Gepäckabfertigungsraum des Hademarscher Bahnhofgebäudes haben die Modelleisenbahnfreunde Hanerau-Hademarschen in liebevoller Kleinarbeit den Bau und den Bahnbetrieb der Eisenbahnstrecke von Neumünster nach Heide als zeitgeschichtliches Dokument mit verschiedenen Exponaten, Plänen und Fotos festgehalten.

Seit 1996 nun kümmern sich die Modelleisenbahnfreunde Hanerau-Hademarschen um den Museumsbetrieb und die Modellbahnelemente im Hademarscher Bahnhofsgebäude und freuen sich auf jeden Besucher oder aktiven Unterstützer ihrer Arbeit.

Das Stellwerkmuseum und der Güterschuppen im Bahnhofsgebäude sind an jedem Donnerstagabend in der Zeit von 15:00 bis 20:00 Uhr für Besucher geöffnet. Gerne werden die Eisenbahnfreunde Sie durch die Räumlichkeiten führen. Über den 1. Vorsitzenden, Heiner Malz, können Sie unter der Telefonnummer 04872 / 5057218 oder auch per Mail unter Modellbahnfreunde(at)Hanerau-Hademarschen.de weitere Termine vereinbaren.

Die Gesamtausstellung unterteilt sich grob in fünf Schwerpunktbereiche:

Da ist zunächst als Hauptattraktion das alte Stellwerk mit seinen technischen Einrichtungen, an denen die technischen Abläufe des Stellwerkbetriebes aus der zweiten Hälfte des letzten Jahr-hunderts noch nachvollzogen werden können.

Gleich nebenan in der Schalterhalle ist die Fahrkartenausgabe ebenfalls aus dem gleichen Zeitabschnitt mit verschiedenen Ausstellungsstücken dokumentiert. Dazu gehört auch eine umfangreiche Sammlung von Fahrkartenmustern aus vergangenen Bahnepochen sowie Anleitungen zu deren Bedeutung und Vorgaben für die Fahrkartenausgabe durch das Betriebspersonal.

Modelleisenbahnanlage im alten Güterschuppen

Fahrkartenschrank

Fotos und Pläne zur Geschichte und dem Bau der Bahnstrecke von Neumünster nach Heide mit der Grünentaler Hochbrücke und den Einrichtungen des Hademarscher Bahnhofgebäudes von der Eröffnung 1877 bis in die heutige Zeit, vervollständigen die Ausstellung mit regionalem Bezug.

Aber auch der bundesweite Bahnbetrieb wird mit einer Reihe verschiedener Exponate aus den Geschäftsbereichen der Deutschen Reichsbahn, der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Bahn bedacht.

Abgerundet wird die Ausstellung durch verschiedene Modellbahnlandschaften und Modellbahnzüge in Form von Vitrinenexponaten oder als H0 Modellbahnanlage im alten Güterschuppen des Bahnhofgebäudes. Zurzeit konzentrieren sich die Arbeiten der Modellbahnfreunde auf den Nachbau der Bahnhöfe von Hohenwestedt und Hanerau-Hademarschen, jeweils im Maßstab 1: 87.

Darstellung der Geschichte der Westbahnlinie und des Bahnhofs

Die Geschichte der Bahnstrecke von Neumünster über Hohenwestedt, Hanerau-Hademarschen und Heide nach Tönning beginnt im Jahr 1860.

Zunächst kommt das Projekt wegen fehlender Finanzierungsmöglichkeiten und den Auswirkungen des Krieges mit Dänemark bis 1870 kaum voran. Erst als der preußische Staat 1873 mit seiner Zusage von 0,5 Mio. Mark die letzte Finanzlücke schließt, kann das Projekt begonnen werden.

Mit den Bauarbeiten wurde im Mai 1876 begonnen, sie dauerten insgesamt 15 Monate, so dass mit dem ersten Zug am 20. August 1877 von Neumünster nach Tönning und zurück die neue Bahnlinie eröffnet werden konnte. Der Betreiber, die Westholsteinische Eisenbahngesellschaft, erzielte in den ersten Betriebsjahren nur geringe Gewinne, wobei der Gütertransport die Haupteinnahmequelle darstellte.

Mit Wirkung vom 01. April 1890 wurde im Zuge der Umsetzung des preußischen Staatsmonopols für Eisenbahnverkehr die Strecke in den Besitz der königlich-preußischen-Staatsbahn überführt. Durch den Bau des Nord-Ostsee-Kanals und der Grünentaler Hochbrücke erhöhte sich der Frachttransportanteil erheblich. Grünental erhielt eine zusätzliche Bedarfshaltestelle für den Bau der Brücke, die am 9. November 1892 mit dem Besuch von Kaiser Wilhelm II eingeweiht wurde.

Bahnhof Hademarschen 1905

Im weiteren geschichtlichen Verlauf gingen Besitz und Betrieb der Bahnlinie von der preußischen Staatsbahn über die Reichsbahn, die Deutsche Bundesbahn auf die deutsche Bahn über. Seit 1993 findet kaum noch Frachttransport statt und der Personentransport von Neumünster über Heide nach Büsum wurde verpachtet, zunächst an die AKN (Altona-Kaltenkirchen-Neumünster Eisenbahngesellschaft), dann an die SHB (Schleswig-Holstein-Bahn und schließlich an die Nordbahn, deren Triebwagen bis heute den Bahnbetrieb aufrechterhalten und im 2-Stundentakt den Bahnhof Hanerau-Hademarschen anfahren.

Der Bahnhof nach einer Fotografie von Carl Hansen

Presseartikel vom 1. August 1891

Eine Kuriosität am Rande ist, dass der Bahnhof in den ersten Jahrzehnten „Hanerau“ hieß, obwohl er in Hademarschen war. Das war bedingt durch den Umstand, dass der Gutsherr von Hanerau und Reichstagsabgeordnete sich sehr für den Bau der Bahn eingesetzt hatte und den Bahnhof in Hanerau haben wollte. Das war aus technischen Gründen nicht möglich, weil die damaligen Lokomotiven aus dem Stand nicht den Hanerauer Berg nach Hademarschen schafften. Deshalb wurde der „Bahnhof Hanerau“ nach Hademarschen verlegt. Das veranlasste sogar die Presse am 1. Aug. 1891 zu einem Artikel.

Am 4. Juli 1888 wurde der Sarg Theodor Storms mit der Westbahn nach Husum transportiert. Von dieser Strecke zeugen noch der alte Bahndamm in Beldorf und die Brücke über die Gieselau auf der Nordseite des Kanals. Durch den Brückenbau in Grünenthal vernahm die Strecke dann einen anderen Verlauf.